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Die Spezialisten für alles, was lange halten muss

Frage an Dieter Eiberg: Fällt Ihnen ein Gebäude im Bergischen Land ein, an dem sich die Kunst und Vielfalt des Metallhandwerks besonders gut erklären lässt? Der Obermeister der Innung für Metalltechnik Bergisches Land braucht keine Sekunde zum Überlegen: „Na klar“, erwidert er wie aus der Pistole geschossen, „schauen Sie sich nur das Haus der Kreishandwerkerschaft an. Da gibt es beispielsweise eine Stahlkonstruktion im Dachbereich, die Innentreppe mit einer Unterkonstruktion aus Stahl oder eine große Rettungstreppe außen.“ Alles wichtige Gebäudebestandteile, die Metallbauer gefertigt haben.

„Metallhandwerk macht das Leben schön“, heißt es auf der Internetseite des Bundesverbandes Metall – Vereinigung Deutscher Metallhandwerke (www.metallhandwerk.de ). Rund 43.000 kleine und mittlere Unternehmen gehören zum Metallhandwerk in Deutschland. Sie bilden 36.000 Lehrlinge aus, beschäftigen 420.000 Mitarbeiter und erwirtschaften fast 40 Milliarden Umsatz im Jahr.

Die Betriebe der Branche fertigen Fenster, Türen und Tore, Treppen und Geländer, Wintergärten, Vordächer, Öfen und Kamine. Manche Unternehmen haben sich auf den Bau von Wintergärten spezialisiert, andere auf die Produktion von Fenstern aus Aluminium. Und die Angebotspalette metallverarbeitender Unternehmen reicht noch weiter: Maschinenbau, Werkzeugbau, Metall- und Stahlkonstruktionen im Hoch- und Tiefbau, Klimaschutz und Mobilität, öffentliche Infrastruktur und modernes Wohnen. „Metallbetriebe – vom Bronzegießer über den Metalldesigner bis zum Hightech-Unternehmen – finden wir überall, wo produziert, gebaut und gewohnt wird“, sagt der Bundesverband.

Auch in der Region ist das Metallhandwerk denkbar vielfältig. Zu den 106 Innungsfachbetrieben zählen auch Unternehmen, die ausschließlich Hallen und Stahl-Unterkonstruktionen für die Industrie bauen. Gitterroste für Maschinen beispielsweise, auf denen die Arbeiter laufen können. Oder Bühnen für Fabriken. Ein Innungsmitglied produziert Formen für die Automobilindustrie, in denen die Kühlerschläuche für Autos gepresst werden. Maschinenbauer sind ebenso unter dem Dach der Innung wie Zweiradmechaniker.
Die wichtigsten Berufe im Metallhandwerk sind zum einen der Metallbauer mit den Fachrichtungen Konstruktionstechnik, Metallgestaltung und Nutzfahrzeugbau sowie zum anderen der Feinwerkmechaniker mit den Schwerpunkten Maschinenbau, Werkzeugbau und Feinmechanik. „Metallhandwerker arbeiten in der Solar- oder der Steuerungstechnik, sind Schweißer, Meister, Bauleiter, Konstrukteur, Service-Fachmann, Werkstattleiter, Techniker, Fachwirt und vieles andere mehr“, erklärt der Bundesverband Metall.

Obermeister Dieter Eiberg liebt sein Handwerk. „Wir können abends auf das Werk blicken, das wir geschaffen haben. Es ist ein schönes Gefühl, wenn man beispielsweise ein Gitter oder ein Geländer anfertigt und am Feierabend das fertige Produkt sieht. Ich glaube, dann geht man zufriedener nach Hause als andere, die vielleicht den ganzen Tag am Schreibtisch sitzen.“

Der Werkstoff Metall hat viele Vorzüge, erläutert Eiberg. Er ist fest, man kann ihn formen, biegen, schmieden und schweißen. Eiberg: „Wir beschäftigen uns mit einem sehr schönen Werkstoff. Alles, was lange halten muss, ist aus Stahl.“ Deshalb schaffen Metallhandwerker bleibende Werte, zumal zahlreiche Produkte heute auch aus nicht rostenden Stählen hergestellt werden.

Für Bauherren, Architekten und Planer wird der Baustoff Metall besonders interessant, wenn die Kosten über die gesamte Lebensdauer des Gebäudes betrachtet werden. Als Tragwerk ermöglicht es Stahl, die Gebäudenutzung veränderten Bedürfnissen oder Situationen anzupassen. Ganze Parkhäuser wurden bereits demontiert und andernorts wieder aufgebaut. „Klare Strukturen, Kosteneffizienz, Transparenz und Übersichtlichkeit sind Vorteile von Metalltragwerksbauten im Hoch- und im Wohnungsbau“, schreibt der Bundesverband Metall. Zudem ließen sich Metallkonstruktionen gut mit Glas, Holz und anderen Baustoffen verbinden. Auch die Solararchitektur und das Passivhaus greifen auf Stahlträger in der Konstruktion zurück.

Zwar sei Stahl in der Herstellung energieintensiv, doch die hohe Recyclingquote und die Langlebigkeit von Gebäuden, die mit Stahl errichtet werden, sprächen für diesen Baustoff. Dass Stahlträger aus dem Palast der Republik heute in Dubai für den Neubau der Hochhäuser von morgen verwendet würden, sei dafür ein aktuelles Beispiel. Moderne Fensterfronten, intelligente Fassaden, Solararchitektur, Photovoltaik und Passivhäuser seien ohne Metallbau nicht möglich.
Trotz all dieser Vorzüge haben viele Betriebe in der Region in den vergangenen Jahren Federn lassen müssen. Die Konjunktur hat nachgelassen, der große Neubau-Boom ist vorbei. Vom Neubau aber haben zahleiche Metallbauunternehmen im Bergischen Land gelebt. Als die Geschäfte schlechter liefen, mussten sie sich von Mitarbeitern trennen. Einige von diesen ehemaligen Arbeitnehmern gründeten daraufhin Ich-AGs. „Da sind schon ein paar in der Region unterwegs“, berichtet Dieter Eiberg. Eine ungenehme Konkurrenz, denn: „Sie haben oft Probleme mit der Zeitplanung, damit auch mit der Kalkulation, und bieten ihre Leistungen daher viel zu billig an.“

In seinem eigenen Betrieb hat der Obermeister schon öfter erlebt, dass trotz solide kalkulierter Angebote andere Wettbewerber ungleich preiswerter waren. Entweder würde es am Ende teurer, weil der Ein-Mann-Betrieb nachkalkulieren müsse. Oder er liefere mangelhafte Arbeit ab, weil die berechnete Zeit bei weitem nicht ausreiche. „In beiden Fällen ist der Kunde verärgert“, sagt Eiberg, „und dieser Ärger bezieht sich nicht unbedingt nur auf den jeweiligen Betrieb, sondern auf das Handwerk allgemein.“ Gute Arbeit koste nun einmal auch gutes Geld. „In jedem Fall mehr als Murks“, meint Eiberg, „aber von Murks hat der Kunde gar nichts.“

Zahlreiche Metallbaubetriebe, die sich mit Produkten rund ums Haus beschäftigen, konzentrieren sich inzwischen mehr und mehr auf das Sanierungsgeschäft: Geländer, die vor 40 oder 50 Jahren gebaut wurden, waren nicht feuerverzinkt. Sie sind heute verrostet, halten nicht mehr dicht und werden daher im Zuge einer Sanierungsmaßnahme meist erneuert. Bei energetischen Sanierungen ist der Metallbauer ebenfalls gefragt, etwa wenn es darum geht, Kältebrücken wegzunehmen, weil ein Geländer bis ans Dach heranreicht. Immer beliebter werden auch Produkte aus Edelstahl, mit denen Akzente am Haus gesetzt werden.

Aber, so der Obermeister: „Die Sanierungsarbeiten können nicht das ersetzen, was im Neubaugeschäft weggebrochen ist.“ Wenn ein Haus saniert wird, stecke da nie so viel Arbeit drin wie im Neubau, wo vom Stahlträger über Alufenster und Unterkonstruktionen für Treppen bis hin zu Balkongeländern, Feuerschutztüren oder Garagentoren viele Aufgaben auf das Metallhandwerk warteten.

Marktchancen gibt es dennoch. Zum Beispiel beim Thema „Barrierefreies Wohnen“. In der älter werdenden Gesellschaft kann das Metallhandwerk dazu beitragen, dass Senioren ihre Wohnbedürfnisse verwirklichen können. Beispielsweise geben Griffe älteren Menschen Halt, Sicherheit und Mobilität. Gleichzeitig können sie als dekorative Elemente eingesetzt werden. Das gilt auch für Geländer, die sich für mehr Bequemlichkeit und Komfort sogar elektrisch ausrüsten lassen, etwa mit einem Lichtschalter oder einem Türöffner.

Aktuell verläuft die konjunkturelle Entwicklung im Metallhandwerk positiv. Sieben von zehn Betrieben bezeichnen ihre wirtschaftliche Situation zumindest als befriedigend. Das ergab die Halbjahresumfrage des Fachverbandes Metall NW zu Beginn des Sommers. Der durchschnittliche Auftragsbestand stieg um knapp zwei Wochen auf jetzt gut neun Wochen an.

Hingegen ist der Optimismus leicht zurückgegangen. Nur noch knapp 40 % der Metaller erwarten eine Verbesserung der wirtschaftlichen Lage in den nächsten Monaten. Das ist gegenüber dem Vorquartal ein Rückgang von über 10 %. Nach wie vor ist der Auftragsmangel mit über 42 % der Nennungen die Zukunftssorge Nummer 1 im Metallhandwerk. Hinzu kommt die Sorge um die Gewährung frischer Kredite, die eine wirtschaftliche Entwicklung erst ermöglichen.

Unterschiede gibt es in den beiden großen Bereichen des Metallhandwerks, des Metallbaus und der Feinwerkmechanik. Die wirtschaftliche Entwicklung im eher baunahen Metallbau ist im Vergleich zum ersten Quartal überproportional gestiegen – kein Wunder nach dem langen und kalten Winter. Die feinwerkmechanischen Unternehmen profitieren von der sich abzeichnenden wirtschaftlichen Dynamik der Industrie und hier insbesondere vom Maschinen- und Anlagenbau sowie der anziehenden Konjunktur der Automobilhersteller. Trotzdem liegt der durchschnittliche Auftragsbestand mit gut 8 Wochen – Branchen unüblicherweise – unterhalb des Bestandes der Metallbauer. „Das Metallhandwerk atmet durch – das ist im Moment die positive Botschaft des NRW-Verbandes angesichts des zumindest für einen Großteil der Mitglieder überaus schwierigen Jahres 2009.

Was braucht man, um ein guter Metallbauer oder Feinwerkmechaniker zu werden? „Ein guter Lehrling muss bei uns einen ordentlichen Hauptschulabschluss und Freude an unserem Handwerk haben – alles andere kriegen wir dann schon hin“, erläutert Dieter Eiberg. Leider brächten viele Jugendliche diese Voraussetzungen nicht mit. Oft könnten sie nicht einmal einfache Dinge berechnen. Zudem sei das Metallhandwerk nicht die beliebteste Ausbildung für junge Menschen. Vielleicht liegt das an den wenigen Nachteilen des Werkstoffs, vermutet der Obermeister: „Wenn man Eisen anfasst, bekommt man schmutzige Finger. Es ist schwer und im Winter auch recht kalt.“ Grund genug, die Vorzüge des Handwerks umso stärker herauszustellen.

Auf einem guten Weg sieht Eiberg die Innung für Metalltechnik. „Nach der Fusion sind wir recht stark geworden“, stellt er fest. In den Innungsversammlungen stehen immer aktuelle Themen mit guten Referenten auf dem Programm. Und einmal im Jahr treffen sich die Innungsmitglieder zu einem Ausflug oder einem Essen. Ganz zufrieden ist der Obermeister dennoch nicht. Er wünscht sich noch mehr Beteiligung, fügt allerdings hinzu: „Aber damit haben wohl alle Vereine zu kämpfen, dass sie gerne mehr aktive Mitglieder hätten, die zu den Versammlungen kommen und sich einbringen.“

Um die Zukunft des Metallhandwerks ist Dieter Eiberg nicht bange. Der Beruf werde immer Bestand haben, meint er und nennt gute Gründe dafür: „Stellen Sie sich vor, bei Ihnen geht das Schloss der Haustüre kaputt. Oder Sie haben ein Balkongeländer, das abzubrechen droht. Oder Sie wollen eine Treppe vom Balkon in den Garten bauen. In all diesen Fällen – und noch in vielen mehr – brauchen Sie einen Metallbauer.“

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