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Maler- und Lackiererinnung

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„Je besser wir beraten, desto höher ist der Preis, den wir erzielen.“

Wenn Willi Reitz vermitteln möchte, was am Maler- und Lackiererhandwerk besonders schön ist, macht er es plastisch und mit einem Augenzwinkern: „Das Tolle an unserem Beruf ist der Umgang mit Menschen. Ich kenne jedes dritte Schlafzimmer in der Region“, schmunzelt der Obermeister der Maler- und Lackiererinnung Bergisches Land.

Ein Maler und Lackierer lerne im Laufe der Zeit ungeheuer viele unterschiedliche Menschen kennen, von denen übrigens 98 Prozent nette Leute seien. Das mache einen Teil der Faszination in seinem Gewerk aus, so Reitz. Der andere sei die gestalterische Freiheit. Wer für Privatkunden tätig sei, die sich beraten lassen, könne sehr kreativ arbeiten.

Und er baut intensive und oft langjährige Kontakte zu seinen Kunden auf. Kürzlich hat Reitz einem jungen Mann in dessen Studentenwohnung die Wände beschichtet. Früher hatte er bereits für die Eltern und die Großeltern des Studenten gearbeitet. „Das ist doch irre, wenn man die verschiedenen Generationen aus derselben Familie begleiten darf“, freut sich Reitz stellvertretend für viele andere Betriebsinhaber.

Keine Frage: Maler und Lackierer bringen Farbe ins Leben. „Gestalten, erhalten, schützen – wir tun alles für Ihre vier Wände!“ Mit diesem Satz beschreibt der Hauptverband Farbe Gestalten Bautenschutz auf seiner Internetseite die Arbeitsgebiete des Maler- und Lackiererhandwerks. Die Innungsbetriebe, so heißt es weiter, „sind Ihre Partner für alle Modernisierungs- und Sanierungsaufgaben – innen und außen, aus einer Hand.“

Die Palette reicht heute von Tapezier- und Lackierarbeiten bis zum Brandschutz, von der Wärmedämmung im Verbundsystem bis zur Verglasung, von der Denkmalpflege bis zum Graffiti-Schutz und von der Fahrzeugbeschriftung bis zum Rost- und Korrosionsschutz.

Dabei hat das Maler- und Lackiererhandwerk viel mit Mode zu tun. Reitz: „Wenn Karl Lagerfeld sagt, Lila ist das neue Schwarz, dann ist das so.“ Und das kommt ein wenig zeitversetzt auch beim Maler an, wenn die Kunden plötzlich eine Wand lila streichen lassen wollen.

Bei der Gestaltung ihrer vier Wände haben die Kunden heute ohnehin die Qual der Wahl. Die Produktvielfalt ist so groß wie nie. Man kann in Deutschland derzeit rund 20.000 verschiedene Tapeten kaufen. Eine Mischmaschine bei einem Großhändler ist in der Lage, 20.000 unterschiedliche Farbtöne zusammenzustellen. Gleichzeitig gibt es zahlreiche Kreativtechniken, wie die Hand- oder Wischtechniken, die teilweise traditionell sind, teilweise aber durch die modernen Produkte neu interpretiert werden können. Reitz: „Wir können heute eine Betonwand mit einer Goldlasur versehen, da käme anschließend niemand mehr auf die Idee, dass er da Beton vor sich hat.“ Das gab es vor zehn Jahren noch nicht.

Für den Maler bedeutet das, dass er handwerklich, technisch und modisch immer auf dem neuesten Stand sein muss. Und das schon weit bevor er beim Kunden zum ersten Mal den Pinsel in den Farbeimer taucht. Die Beratung wird immer wichtiger, weiß Willi Reitz. „Erst muss man den Kunden gut beraten, dann bekommt man den Auftrag. Und je besser die Beratung ist, je mehr der Maler schon im Gespräch seine Kompetenz und Qualität vermittelt, desto wertiger ist der Preis, den er erzielt.“ Es gebe durchaus Kunden, die bereit seien, hundert Euro mehr zu bezahlen, weil sie gut beraten worden seien. Dabei geht es natürlich nicht nur um modische Fragen, sondern auch um Aspekte der sinnvollen Sanierung und richtigen Wärmedämmung im Verbundsystem.

Gerade im Bereich der energetischen Gebäudesanierung ist die Nachfrage stark gestiegen – und damit auch der Anspruch an das Know-how der Betriebe. „Früher hat der Kunde gesagt, dass es ja ganz nett wäre, wenn er ein bisschen weniger heizen müsste und man ihm fünf Zentimeter Styropor auf die Wand packt“, berichtet der Obermeister. Heute hingegen wird erst einmal ein Energieplan erstellt, bevor man anfängt zu dämmen. Und auch das ist klar, so Reitz: Wenn ein Haus energetisch nach allen Regeln der Kunst saniert wird einschließlich Fenster, Kellerdecken und Dach, dann müssen anschließend die Mieter geschult werden, wie sie mit diesem sanierten Objekt umgehen müssen, sonst ist die Schimmelbildung programmiert.

Dem Maler- und Lackiererhandwerk in der Region gehe es gut, sagt der Obermeister: „Wir haben, wie alle Baugewerke, harte Jahre hinter uns. Aber im Moment läuft es gefühlt recht gut. Das bestätigen mir auch viele Kollegen, die berichten, das Geschäft habe sich lange nicht mehr so positiv entwickelt.“

Ein Grund dafür liegt im so genannten „Cocooning-Effekt“. In der Krise spinnen sich die Menschen in einen Kokon ein, will heißen: Sie ziehen sich ins häusliche Privatleben zurück, gehen weniger aus und geben somit auswärts weniger Geld aus. Stattdessen investieren sie in Dinge, die den Wohlfühlfaktor zu Hause steigern. Eine Kundin hat es vor einigen Monaten im Gespräch mit Malermeister Reitz auf den Punkt gebracht. Sie sagte: „Die paar Aktien, die ich habe, sind im Moment wenig wert. Meine Lebensversicherung ist derzeit auch nicht viel wert. Dann kommen Sie doch bitte und machen mir wenigstens mein Haus schön.“

Genau darum geht es. Die Menschen legen wieder mehr Wert auf ein schönes Zuhause, in dem sie sich wohl fühlen. Das muss nicht unbedingt jeder von außen sehen, aber die guten Freunde, die man einlädt, können erkennen, dass es nett ist. Nicht umsonst seien derzeit die gut frequentierten Hallen auf den Möbelmessen diejenigen, in denen die hochwertigen Möbel präsentiert werden.

Der klassische Malerkunde ist ab 45 Jahre alt. Vorher müssen die Menschen beruflich Fuß fassen, bauen ihr Häuschen, erledigen den Anstrich selbst. Mit steigenden Ansprüchen möchten sie dann ihre Wohnung von Profi gestalten lassen. Interessant: Immer mehr Menschen gehen auch bei der Gestaltung ihrer Wohnung mit der Mode. Sie wissen, dass sie diese oder jene Farbe zwar jetzt schick finden, aber in drei Jahren vielleicht nicht mehr sehen können. Darauf kann der Maler eingehen, indem er farbige Akzente setzt, die sich leicht austauschen lassen. Dann ist der Kunde immer auf der Höhe der Zeit, hat aber nicht die Kosten einer Komplettsanierung.

Ein Beispiel: Einen klassischen Fliesenspiegel etwa in der Küche beklebt der Maler mit einem glatten oder strukturierten Glasvlies und lackiert es mit einem Acryllack. Das kann sehr leicht ausgetauscht werden, und der Kunde hat in Nullkommanix zumindest optisch eine neue Küche. Kostenpunkt: 180,00 Euro.

Gut für das Maler- und Lackiererhandwerk: In der Region leben viele Menschen, die einen guten Arbeitsplatz und damit ein gutes Einkommen haben. Diese Kunden leben mit der Mode. „Wenn ihnen die Tapete, der Anstrich oder der todschicke blaue Teppich in ein paar Jahren nicht mehr gefällt, lassen sie es eben neu machen“, erklärt Willi Reitz. Zudem hätten heute – anders als vielleicht vor zehn Jahren – die Männer in Einrichtungsfragen ein Wörtchen mitzureden. Vor allem die jungen Manager, die beruflich häufig in guten Hotels übernachten, bringen von ihren Geschäftsreisen neue Ideen für die eigene Einrichtung mit. Reitz: „Die kommen nach Hause und sagen zu ihrer Frau, wie sie das Schlafzimmer gestaltet haben möchten. Wenn ich vor 15 Jahren im Kollegenkreis erzählt hätte, dass der Ehemann bestimmt, wie das Schlafzimmer aussehen soll, hätte mich jeder in der Branche ausgelacht – das gab’s einfach nicht.“

Hat das Maler- und Lackiererhandwerk das Image, das es verdient? Nicht unbedingt, sagt Obermeister Reitz. Aber er möchte die Frage anders stellen – und sie an einen Teil der Bevölkerung zurückgeben: „Welchen Wert messen die Menschen unserer Arbeit bei? Was darf es denn kosten, wenn ein Malerunternehmen mit zwei qualifizierten Mitarbeitern eine Woche lang die komplette Wohnung renoviert? Und was darf der Betrieb unter dem Strich an einem solchen Auftrag noch verdienen?“

Für seine Auszubildenden und Mitarbeiter hat Reitz einen speziellen Einstellungstest entwickelt: Während der Probezeit lädt er den Lehrling oder Gesellen scheinbar spontan zu sich nach Hause zum Essen ein. „Wenn er ordentlich mit Messer und Gabel essen und sich mit meiner Frau und meinen Kindern unterhalten kann, stelle ich ihn ein“, erklärt der Obermeister. Andersherum gilt: Wenn er das nicht kann, ist er im Betrieb fehl am Platz. Ein Maler dringe nun einmal immer in die Privatsphäre der Kunden ein. Und er kommt in der Regel erst nach dem Tischler, dem Putzer oder dem Elektrotechniker – bei vielen Kunden liegen dann die Nerven ohnehin schon leicht blank. Höflichkeit, gute Umgangsformen, Sauberkeit, Rücksichtnahme seien daher ganz wichtige Eigenschaften zumindest im Privatkundenbereich.

Die meisten Maler-Innungsfachbetriebe in der Region haben ihren Arbeitsschwerpunkt im Privatkundengeschäft. Sie übernehmen auch mal eine Wärmedämmung und zählen zudem einige Unternehmen zu ihren Kunden. Rund 70 Prozent der Betriebe dürften diese Mischung aufweisen. Das restliche knappe Drittel teilt sich den Objekt-Markt und den Bereich der Wärmedämmung. Darunter sind auch Betriebe, die an Ausschreibungen teilnehmen, bei denen 15.000 oder 20.000 Quadratmeter Wärmedämm-Verbundsysteme gefragt sind. Das könnten die meisten Unternehmen gar nicht leisten.

Die Frage nach der Atmosphäre und dem Zusammenhalt innerhalb der fusionierten Innung beantwortet Obermeister Reitz kurz und knapp: „Super, total gut.“ Die Innung befindet auf einem Weg des Zusammenwachsens. Es gebe eine Aufbruchstimmung. Vorstand und Mitglieder seien der Meinung, dass die Fusion der richtige Weg ist. Reitz: „Das Wesen einer Innung ist ja, dass wir uns mit dem Markt und den Kollegen auseinander setzen und versuchen, für alle eine optimale Lösung zu finden.“ Das sei ein ständiger Prozess, der nie enden werde.

Die Innungsarbeit stehe unter dem Motto: „Besser werden!“ Ein Ziel des Vorstands ist die Gewinnung neuer Mitglieder, um noch stärker und in der Öffentlichkeit noch ernster genommen zu werden. Mit 253 Mitgliedern ist die Maler- und Lackiererinnung Bergisches Land der drittgrößte Zusammenschluss in Deutschland nach den beiden Stadtstaaten Berlin und Hamburg. Das Angebot an die Betriebe ist vielfältig und reicht von Schulungen und Vorträgen über gemeinsames Kochen bis hin zu kulturellen Veranstaltungen. Beispielsweise gab es vor Weihnachten ein Orgelkonzert im Altenberger Dom mit Führung für die Innungsmitglieder. Rund 60 Gäste nahmen daran teil.

Alle halbe Jahre stellt der Vorstand seine eigene Arbeit selbstkritisch auf den Prüfstand: Sind wir auf dem richtigen Weg? Was können wir unseren Mitgliedern anbieten? Sein persönliches Verständnis von Innung drückt der Obermeister so aus: „Ich glaube, die Mitglieder sehen uns als Partner, auf den man sich verlassen kann. Da werden sie informiert und da können sie anrufen, wenn sie ein Problem haben, weil sie wissen, dass ihnen dort geholfen wird.“  

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